
TRT Tinnitus ReTraining
Ist eine ganzheitliche und gemeinsame Zusammenarbeit von Fachleute aus Medizin, Hörgeräteakustik, Psychologie und Physiologie.
Diese beruht auf psychologische Begleitung, Entspannungstechniken, medizinische Betreuung sowie auf Aufklärung und Beratung.
Meist wird diese zusammen mit einem Tinnitus Noiser durchgeführt.
Ablauf
Beratung
Das erste Element dieser Behandlung ist das sogenannte Tinnitus-Counseling. Hierunter ist keine Psychotherapie im eigentlichen Sinn zu verstehen. Vielmehr sollen dem Patienten in einer Art von Unterricht möglichst viele Informationen über Tinnitus und das neurophysiologische Tinnitusmodell gegeben werden, um so Ängste abzubauen. Auf diese Weise soll ein – laut den Theorien von Hazell und Jastreboff – korrekter Umgang mit dem Tinnitus eingeleitet werden.
Noiser, Masker
Der Tinnitus tritt oft in Zusammenhang mit Hörstörungen auf (degenerative Innenohrschwerhörigkeit, Altersschwerhörigkeit, Lärmschwerhörigkeit, Hörsturz, Morbus Menière, Knalltrauma). Besteht eine gröbere Hörstörung, die mit einem Hörgerät versorgt werden sollte, so können Geräte angewendet werden, die sowohl als Hörgerät funktionieren als auch ein breitbandiges Rauschen, das zur Retraining-Therapie verwendet werden kann, abgeben können.
Als zweites Element kommen daher häufig Rauschgeräte (Tinnitus-Noiser, Audiostimulator, Tinnitus Control Instrument, Tinnitus-Masker) zum Einsatz. Hierzu wird dem Patienten mit Hilfe eines einem Hörgerät ähnlichen kleinen Apparates, einem sogenannten Noiser oder Masker, ein leises, wenig störendes Geräusch angeboten. Viele Tinnituspatienten fanden einen Aufenthalt an einem murmelnden, plätschernden Bach oder den Einsatz eines leise rauschenden Zimmerbrunnens als Erleichterung ihres Leidens. Der Patient soll damit lernen, durch bewusstes Hinhören auf dieses nicht störende Geräusch aus seiner negativen Einstellung zu Geräuschen herausgeführt zu werden. Der Tinnitus-Noiser darf nicht so laut eingestellt werden, dass der störende Tinnitus maskiert, also übertönt, wird, da sonst keine Gewöhnung bzw. Habituation an den Tinnitus stattfinden kann. Diese Retraining-Therapie fußt also unter anderem auf der Idee, dass der Patient sich an ein leises Geräusch des Noisers gewöhnt und dabei lernt, auch sein eigenes störendes Ohrgeräusch, den Tinnitus, als nicht mehr unangenehm zu empfinden. Oft werden auf Anraten der Fachärzte beide Ohren bis zu 8 Stunden täglich mit dem Noiser berauscht, da die Hörwahrnehmung des gesamten Gehirns darauf trainiert werden soll. Derartige Geräte können speziell auf jeden Patienten abgestimmt werden. Die Erfolgsquote liegt etwa bei 50 %. Solch ein Prozess dauert meist Monate, oft mehr als ein Jahr.
Ein neuer Ansatz ist der Ausgleich mit Hilfe von schwachen Hörgeräten, da durch das Verstärken von Umweltgeräuschen die Filterfunktion des Hörzentrums noch besser angeregt wird.
Einschränkend muss festgehalten werden, dass der Nutzen der Tinnitus-Noiser bislang nicht erwiesen werden konnte. Vergleichsstudien, in denen bei einem Teil der Patienten auf Noiser verzichtet wurde, konnten vielmehr keine Gruppenunterschiede feststellen. Darüber hinaus bietet die oft uneinheitliche und wenig standardisierte Anwendung der Tinnitus-Retraining-Therapie Anlass zu Kritik. Ein systematischer Studienüberblick der Cochrane Collaboration aus dem Jahr 2010 kommt abschließend zu dem Ergebnis, dass keine qualitativ ausreichende Studien existieren, die die Wirksamkeit der Behandlung belegen. Lediglich eine einzige randomisierte, kontrollierte Studie deute an, dass Tinnitus Retraining effektiver als die Behandlung mit einem Tinnitus-Masker sei. Diese Untersuchung sei jedoch von niedriger Qualität.
Psychotherapeutische Behandlung
Speziell im deutschsprachigen Raum hat sich – den Leitlinien der Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen (ADANO) folgend – eine Variante der Tinnitus-Retraining-Therapie etabliert, in die bei relevanter psychischer Belastung des Patienten (sogenannter „dekompensierter Tinnitus“, siehe Goebel und Hiller 1998), zusätzlich zu den bereits beschriebenen Elementen auch eine tinnituszentrierte psychotherapeutische Behandlung (siehe auch kognitive Verhaltenstherapie) durchgeführt wird.